Partikuläre und faserförmige (Nano-) Materialien
Partikuläre und faserförmige Materialien in nano- und mikroskaligen Größenbereichen gewinnen zunehmend an Bedeutung in unterschiedlichsten Anwendungen, darunter in der Elektronik, der Luft- und Raumfahrttechnik sowie in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie. Voraussetzung für die Akzeptanz dieser Schlüsseltechnologien ist jedoch der sichere Umgang mit den jeweiligen Materialien, der eine fundierte Risikobewertung voraussetzt.
Die potenziell toxischen Wirkungen dieser Materialien sind vielfältig und hängen von einer Vielzahl von Faktoren ab. Es spielen sowohl die chemische Zusammensetzung als auch die Struktur und Oberflächeneigenschaften eine tragende Rolle.
Es wird jedoch nicht möglich sein, jedes eingesetzte Material einer umfangreichen toxikologischen Untersuchung zu unterziehen. Aus diesem Grund ist die Etablierung von Untersuchungs- und Bewertungsstrategien sowohl für Zellkulturen als auch für Tierversuche dringend erforderlich, um generelle Wirkungsmechanismen für Gruppen von Nanomaterialien aufzuklären und eine anschließende Risikobewertung durchzuführen.
Unsere Arbeiten konzentrieren sich auf mögliche toxische Effekte von partikulären und faserförmigen Materialien in in-vitro Zellkultursystemen. Ein Fokus lag zunächst auf einer umfangreichen Materialcharakterisierung, vor allem auf die Größenverteilung, Ermittlung von Löslichkeiten und das Agglomerations- bzw. Aggregationsverhalten der Materialien in biologischen Medien (u.a. Zellkulturmedium und artifizielle Lungenflüssigkeiten).
Die im Rahmen verschiedener Projekte untersuchten Materialien umfassen unter anderem Metall-basierte Nanopartikel und Nanofasern (engl. Nanowire), kristalline Quarzpartikel, Carbonfaserbruchstücke und carbon nanotubes.
Die verwendeten Zellkultursysteme spiegeln die Bedingungen in unterschiedlichen Teilen des menschlichen Körpers wider: Eine potenzielle Inhalation von Partikeln wurde durch die Verwendung von Epithelzellen, Immunzellen und Fibroblasten der Lunge simuliert; zur Nachbildung einer dermalen Exposition wurde ein Hautmodell mit Keratinozyten und Immunzellen verwendet.
Um in-vivo-Expositionsbedingungen möglichst genau in-vitro nachstellen zu können, wurden Mono-, Co- und 3D-Kulturmodelle eingesetzt. So wurden auch Interaktionen verschiedener Zelltypen für die Risikobewertung berücksichtigt. Neben der klassischen submersen Exposition ist darüber hinaus eine Exposition über eine Luft-Flüssigkeits-Grenzschicht (engl. air-liquid interface) möglich. In diesem Szenario wurden die Zellkulturen partikel- oder faser-haltigen Aerosolen ausgesetzt.
Ein besonderer Fokus unserer toxikologischen Untersuchungen wird auf mögliche genotoxische Wirkungen der Materialien gelegt, z.B. durch eine vermehrte Generierung reaktiver Sauerstoffspezies oder die Induktion von DNA-Strangbrüchen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Feststellung möglicher inflammatorischer und fibrotischer Mechanismen sowie in der Identifizierung von Toxizitätsprofilen mittels Hochdurchsatz RT-qPCR.
Abgeschlossene Forschungsprojekte
Relevante Publikationen
Wall J., Ag Seleci D., Schworm F., Neuberger R., Link M., Hufnagel M., Schumacher P., Schulz F., Heinrich U., Wohlleben W., Hartwig A.
Comparison of Metal-Based Nanoparticles and Nanowires: Solubility, Reactivity, Bioavailability and Cellular Toxicity
Nanomaterials (2021)
Hufnagel M., May N., Wall J., Wingert N., Garcia-Käufer M., Arif A., Hübner C., Berger M., Mülhopt S., Baumann W., Weis F., Krebs T., Becker W., Gminski R., Stapf D., Hartwig A.
Impact of Nanocomposite Combustion Aerosols on A549 Cells and a 3D Airway Model
Nanomaterials (2021)
Hufnagel M., Neuberger R., Wall J., Link M., Friesen A., Hartwig A.
Impact of Differentiated Macrophage-Like Cells on the Transcriptional Toxicity Profile of CuO Nanoparticles in Co-Cultured Lung Epithelial Cells
International Journal of Molecular Sciences (2021)
Hufnagel M., Schoch S., Wall J., Strauch B.M., Hartwig A.
Toxicity and Gene Expression Profiling of Copper- and Titanium-Based Nanoparticles Using Air-Liquid-Interface Exposure
Chemical Research in Toxicology (2020)
Strauch B.M., Hubele W., Hartwig A.
Impact of Endocytosis and Lysosomal Acidification on the Toxicity of Copper Oxide Nano- and Microsized Particles: Uptake and Gene Expression Related to Oxidative Stress and the DNA Damage Response
Nanomaterials (2020)
Strauch B.M., Niemand R.K., Winkelbeiner N.L., Hartwig A.
Comparison between micro- and nanosized copper oxide and water soluble copper chloride: interrelationship between intracellular copper concentrations, oxidative stress and DNA damage response in human lung cells
Particle and Fibre Toxicology (2017)
Maser E., Schulz M., Sauer U.G., Wiemann M., Ma-Hock L., Wohlleben W., Hartwig A., Landsiedel R.
In vitro and in vivo genotoxicity investigations of differently sized amourphous SiO2 nanomaterials
Mutation Research (2015)
Semisch A., Ohle J., Witt B., Hartwig A.
Cytotoxicity and genotoxicity of nano - and microparticulate copper oxide: role of solubility and intracellular bioavailability
Particle and Fibre Toxicology (2014)